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"Fälschungen seien damals auf der Tagesordnung gewesen, das ist bei rund 50 Prozent aller Klosterurkunden der Fall. Dies bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass auch der Inhalt nicht stimme", so zitierte Stadtheimatpfleger Roland Thiele eingangs seiner Zeitreise im Gasthof Mödl den Geschichtswissenschaftler Horst Thumann.
Festleiter Franz Eisenhofer und sein Organisationsteam aus der Ortsfeuerwehr, Schützenverein, Gartlern, Sportlern, Kriegerverein und Ehrenamtlichen aus dem Dorf freute das Interesse zum geselligen Abend mit Geschichte und Geschichten über die Pfarrgemeinde Zell, zusammengestellt und mit lustigen Anekdoten untermalt, vorgetragen von Stadtheimatpfleger Roland Thiele. Der startete die Zeitreise mit einer Definition aus der Ortsmonographie (aus dem Neuburger Kollektaneenblatt Nummer 27, 1861), von Carl August Böhaimb. Die beschreibt die Gegend um das Dorf, welches 44 Häuser mit 240 Seelen katholischer Religion zählt und eine Stunde östlich von Neuburg liegt, so: "Der Anblick ist in landschaftlicher Hinsicht ziemlich einförmig und wenig malerisch. Nur die Scheidehügel-Ketten bieten für das Auge erquickende Punkte, und nur in Geschäften besucht der Städter diese Gegend, selten zum Vergnügen." "Der Ortsname hieß von jeher Zell, Cella, und deutet auf eine Einsiedelei hin", erklärte Thiele und verwies bei der bürgerlichen Geschichte auf einen Eichenwald, von dem sich als Rest das nahe Eichenwäldchen, "Zeller Eichet" genannt, erhalten hat.
In dieser Waldparzelle liegen etwa 20 Grabhügel, von denen der historische Verein Neuburg zwei öffnen ließ:
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Die gefundenen Urnen deuten auf germanische Begräbnisstätten hin. "Da an Zell die von Manching herkommende Römerstraße nach Feldkirchen vorbeizog, kann sich die Zelle oder Ansiedlung schon sehr früh gebildet haben", so der Redner. Die weitere Zeitreise führte in den dreißigjährigen Krieg, während dem Zell und Bruck schrecklich verwüstet wurden. Weiter erinnerte Thiele an die einstigen Zeller Ortsteile und Grundstücke, von der Längenmühle bis ins Ostend über Rödenhof bis ins Moos. Seine Auflistung der bisherigen Pfarrer, entnommen aus der Gedächtnislibelle des Kapitels Rain, begann mit Pfarrer Hainrich Speyser (vor 1480) und war gespickt mit witzigen Beschreibungen, etwa die zu Veit Schwaiger (1685 bis 1705): "Schwaiger resignierte, als ihn seine ehrvergessenen Pfarrkinder ganz unverschämt als einen geilen Mann ausrichteten."
Dessen Nachfolger, Peter Martin, torkelte oftmals nachts von einer Wirtschaft in Neuburg betrunken nach Hause und wurde von den Zellern Bauern mit verschiedenen Gespenstern empfangen, wodurch der alte Mann erschreckt wurde und oftmals vom Kote befleckt nach Hause kam.
Der Vortrag endete für die Interessierten mit der Erinnerung an Geistliche, die sie selbst erlebten und mit einer kurzen Vorschau auf das Fest, bei dem die Zeller weiter in ihre Geschichte eintauchen wollen, beispielsweise mit einem historischen Theater und Ausstellungen.
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