SV Tagmersheim
 

SV Tagmersheim - 1000 Jahrfeier

Am Anfang war die Chronik

... Im Lande zerstreut lagen damals-Höfe und Besitzungen (praedia), die dem König, bzw. dem Kaiser persönlich gehörten. Solche waren auch zu Tagmersheim. In diesem Zusammenhang tritt Tagmersheim im Jahre 1007 mit einer Urkunde (vom 15.4.1007) in das Licht der Geschichte, in der Kaiser Heinrich II., der Heilige, an das Kloster der Benediktiner innen von Neuburg eine Schenkung machte.
Darin lesen wir:
"... quaedam iuris nostri praedia proprietamus ... scilicet Tagmersheim in comitatu Graysbach cum nemore ...".
Unter praedia sind wohl Höfe und unter nemus (es heißt nicht silva = Wald!) der Hain, der für die Gegend so kennzeichnende Mischwald, gemeint. Werden die Besitzübergaben durch die Jahrhunderte weiter verfolgt, so kann festgestellt werden, daß es sich bei diesem Wald um das sog. Malteserholz der heutigen Staatsforsten handelt, das in früheren Zeiten vielfach "Neuburger Wald mit der Au" genannt wurde. Es liegt im heutigen Taubenloh entlang der Staatsstraße Ammerfeld-Blossenau. ...


Diese kurze Passage ist aus der Tagmersheimer Dorfchronik " Tagmersheim - Die Geschichte eines Dorfes und einer Hofmark in der Monheimer Alb", von Pfarrer Max Stengl, anlässlich der Flurbereinigung 1972 erschienen. Nicht zuletzt dieses Wissen um die erste urkundliche Erwähnung unseres Dorfes war Anlass für die Planung der Feierlichkeiten der 1000 Jahrfeier. In der Zwischenzeit sind verschiedene Abhandlungen erschienen, die sich auf dieses Datum berufen. Warum auch nicht?
Unter anderem kann man auf der Internetseite des Hauses der Bayerischen Geschichte folgende Kurzchronik über Tagmersheim lesen:

Der Ortsname von Tagmersheim deutet auf eine Sippensiedlung hin. Nach einer These war Dagomar das Haupt dieser Sippe, der mit dem Vordringen der Franken in den alemannischen Raum um 700 Tagmersheim gründete. Dafür spricht auch, dass bei der Gründung der fränkischen Diözese Eichstätt durch den Angelsachsen Willibald um 745 der Ort aus dem Augsburger Bistum gelöst und als südlichstes Dorf dem neuen Diözesanverband angegliedert wurde. Erwähnt wird Tagmersheim erstmals in einer Urkunde vom 15. April 1007, die besagt, dass Kaiser Heinrich II. dem Kloster der Benediktinerinnen von Neuburg "Tagmarsheim mit dem dazugehörigen Wald" schenkte. Mit Beginn des 14. Jahrhunderts wird Tagmersheim in vielen Urkunden im Zusammenhang mit dem Geschlecht der Edlen von Otting aus dem Dorf Otting bei Wemding erwähnt. In der Folgezeit wechselte die Hofmark des öfteren ihren Besitzer. Den Ottingern folgten als Hofmarksherren Lorenz Walrab von Hautzendorf (1578-1615). Der „Walrab“, wie er genannt wurde, war ein sehr profilierter Mann, herzoglich neuburgischer Rat, nachdrücklicher Verfechter der Landesständischen Ordnung und ein großer Befürworter Eiferer der lutherischen Lehre. Er hatte die Ehrenstellung des Hofmeisters in Neuburg inne und brachte es bis zum Landmarschall des Herzogtums Pfalz-Neuburg. Er erbaute das neue Schloss im Renaissancestil als Verwalterwohnung, ein für damalige Verhältnisse komfortables Herrschaftshaus. Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb Tagmersheim Hofmark der Neuburger Landesherren. Bis in unsere Tage hinein war Tagmersheim Adelssitz. So prägen heute noch die stattlichen Bauten, besonders das Schloss, den Ortskern. Mehrere Gedenktafeln in der Tagmersheimer Pfarrkirche erinnern an die Hofmarksherren. Durch seine Lage im Naturpark Altmühltal biete sich Tagmersheim als idealer Ausgangspunkt für Unternehmungen in die Umgebung an. Das Landmaschinenmuseum informiert über die Feldarbeit in früheren Zeiten. Die Galgenkapelle erinnert an eine historische Hinrichtungsstätte.

Planungen zur 1000 Jahrfeier

Seit dem Jahr 2003 laufen mittlerweile die Planungen zur 1000 Jahrfeier in Tagmersheim. In zahlreichen Sitzungen haben sich freiwillige Bürger den zeitaufwendigen Programmablauf erarbeitet. Satzung Herausgekommen ist ein Programm, mit zahlreichen Höhepunkten, die übers ganze Jahr 2007 verteilt stattfinden, herausgekommen. Ein Programm, das sich durchaus sehen lassen kann, und ein Programm das bei vielen sicherlich Vorfreude auf unser Festjahr geweckt hat. So sieht das vorläufige Festprogramm unter anderem folgende Veranstaltungen vor: zum Jahresbeginn einen Gottesdienst, eine Faschingssaison unter dem Motto "Das Schlossfest", jeweils einen geschichtlichen Vortrage im Januar, Februar und März, einen Vortrag übe die Fauna und Flora in und um Tagmersheim, eine musikalische Kirchenführung, verschiedene Exkursionen, einen Vortrag über Bilder des Ortes im Oktober und einen kirchengeschichtlichen Vortrag im November.
Wobei der Höhepunkt der Feierlichkeiten sicherlich das eigentliche Festwochenende vom 20. bis 22. Juli 2007 sein sollte.
Am 6. November 2006 ist in der Donauwörther Zeitung unter der Überschrift "Tagmersheimer wollen 2007 feiern" ein Bericht über den Stand der Planungen erschienen.

Das gefälschte Jubiläum

Was dann mit einem Besuch unserer Bürgermeisterin Frau Centa Büttner im Staatsarchiv im München zu Tage kam, hätte sich kein Autor für den Komödienstadl besser erdichten können. Anstatt mit einer erstklassigen Kopie der Originalurkunde kam Centa Büttner mit der traurigen Gewissheit, das die erst urkundliche Erwähnung eine "dilettantische Fälschung" ist, aus München zurück. Was sich für viele am Anfang als ein schlechter Witz angehört hat, ist wohl doch die bittere Wahrheit. Geschichten wie sie nur das Leben schreibt. Gleichzeitig wurde ein Münchner Historiker beauftragt, Licht ins Dunkel dieser Geschichte zu bringen. Bleibt zu hoffen, das dessen Arbeit ein positives Ergebnis für unseren Seelenfrieden bringt. Unglaublich welche Resonanz so ein kleiner Betrug eines "Klosterschreiberlings" nach sich zieht. In der Donauwörther Zeitung waren am 16. November gleich zwei Artikel über das "gefälschte Jubiläum" zu lesen. Am 17.11.06 berichtete dar Bayerische Rundfunk in mehreren Sendungen über unser Schicksal. Jedoch mit durchwegs positiven und mutmachenden Resümees.

"..ing ist älter als ..heim!"

Natürlich kommen jetzt auch die Besserwisser an Tageslicht. Jene, die schon immer skeptisch auf die Planungen zur Tagmersheimer 1000 Jahrfeier geschaut haben. Mit der überraschenden Wendung in unserer der Ortsgeschichte bekommen wir Tagmersheimer natürlich auch schadenfrohe und besserwisserische Beiträge zu hören. Aus dem Munde eines Einwohners unserer Nachbargemeinde war zu vernehmen: "Das habe ich schon immer gewusst, dass Tagmersheim noch keine 1000 Jahre alt sein kann. Denn "...ing" ist immer älter als "...heim".
Einen weiteren Kommentar dieser Aussagen möchte ich mir an dieser Stelle verkneifen.

Show must go on?

Doch wie soll's nun weiter gehen. Das Festjahr wie geplant durchziehen? Oder den Kopf einziehen und alles abblasen. Zu diesen Frage gibt es berechtigterweise kontroverse Meinungen.
In der Ausgabe der Neuburger Rundschau vom 17.11.06 war unter der Überschrift Vorfreude trotz Fälschung ein Bericht über einen geschichtlichen Vortrag in der Gemeinde Zell zu lesen, die ja bekanntlich wie Tagmersheim ebenfalls von der Geschichtsfälschung betroffen sind. In Zell herrscht Einigkeit darüber, das die jahrelangen Planungen nicht wegen eines kleinen Fehlers in der Geschichte aufgegeben werden dürfen.
Ich persönlich bin der selben Meinung wie unsere 1. Bürgermeisterin, das ein solche Fest gerade für den Zusammenhalt und das Wir-Gefühl innerhalb der Dorfgemeinschaft ein großer Gewinn wäre.

Unsere Nachbargemeinde im Landkreis Eichstätt kann eine sogenannte "verbriefte 1000-Jahr-Feier" begehen. Die Dollnsteiner Urkunde, auf deren Grundlage die Tagmersheimer Urkunde gefälscht wurde, ist echt. Vielleicht bringt die Zukunft auch für uns noch eine Kehrtwendung zum Besseren!

Das endgültige Aus für die Tagmersheimer 1000-Jahr-Feier kam am Mitwochabend (29.November). Nachdem zu einer Sondersitzung des Festausschusses nur 10 Personen erschienen waren, gab es für die geplanten Feierlichkeiten keine Rettung mehr. Nach langen Diskussionen haben sich die anwesenden Mitglieder des Festausschusses gegen eine Durchführung der Feier entschieden. Obwohl es sicherlich schwer fällt, gilt es diese Entscheidung zu akzeptieren.


Weitere Informationen:

Zeitungsbericht vom 6. November 2006: "Tagmersheimer wollen 2007 feiern"
Zeitungsbericht vom 16. November 2006: "Ortsjubiläum ist eine Fälschung"
Zeitungsbericht vom 16. November 2006: "Das gefälschte Jubiläum"
Zeitungsbericht vom 17. November 2006: "Vorfreude trotz Fälschung"
Zeitungsbericht vom 23. November 2006: "Verbriefte 1000-Jahr-Feier"
Zeitungsbericht vom 01. Dezember 2006: "Gefälschte Urkunde verdirbt Feierlaune in Tagmersheim"
Zeitungsbericht vom 01. Dezember 2006: "Keine 1000-Jahr-Feier in Tagmersheim"
Zeitungsbericht vom 04. Dezember 2006: "Tausend-Jahr-Feier geplatzt"

Literaturempfehlung:

Max Stengl:
1972

"Tagmersheim - Die Geschichte eines Dorfes und einer Hofmark in der Monheimer Alp"
Gemeinde Tagmersheim:
1985

"Juradörfer - Eine heimatkundliche Sammlung über Tagmersheim, Blossenau und Rögling"
Kath. Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Jakobus, Tagmersheim:
2006

"Tagmersheim und die Pfarrkirche St. Jakobus"
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