|
Seit neun Monaten gibt es in Tagmersheim (Kreis Donau-Ries) nur ein Thema: die 1000-Jahr-Feier im Sommer 2007! Kaum einer der 1070 Tagmersheimer war nicht in die Vorbereitungen eingebunden. Aber jetzt ist der Traum vom runden Jubiläum geplatzt! Denn die Urkunde, die Tagmersheims 1000-jährige Existenz belegt, ist eine Fälschung!
Kurios: Die Gemeinde hätte davon möglicherweise nie erfahren, wenn Bürgermeisterin Centa Büttner nicht nach München gefahren wäre. Im Staatsarchiv wollte die Rathauschefin eine neue Kopie der uralten Urkunde besorgen - denn "die Alte war schon so unansehnlich". Doch dort meinte eine hilfsbereite Archivarin sofort: "Diese Urkunde ist doch gefälscht." Und darüber gibt's sogar reichlich Literatur. Wenn die Nachforschungen der Historiker stimmen, dann haben die Tagmersheimer das Fest-Schlamassel ausgerechnet dem pfiffigen Schwindel von Nonnen (!) zu verdanken. Die Benediktinerinnen von Neuburg/Donau brauchten im 14. Jahrhundert wohl dringend einen Nachweis, dass die Ortschaft (und eine andere) dem Kloster gehörte und fertigten jene ominöse Urkunde an, die die Tagmersheimer bis heute glauben ließ, dass ihre Ortschaft im Jahr 1007 erstmals erwähnt wurde!
|
|
Und nun? War die ganze Vorbereitung für die Katz? Wenn es nach Bürgermeisterin Centa Büttner ginge, dann fände im Sommer 2007 rund ums Schloss von Tagmersheim, das heute den Grafen von Moy gehört, trotzdem ein historisches Spektakel statt.
Und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen. "Denn den Ort gibt's ja schon länger als 1000 Jahre...", ist sich die Bürgermeisterin sicher. "Wir können's nur nicht schriftlich belegen." Doch nachdem sie den Festausschuss über das Malheur informiert hat, ist ihren Mitbürgern das Feiern vergangen. Die meinten unisono: "Die Luft ist raus!"
Nur die Narren lassen sich nicht unterkriegen. Im Fasching wird das 1000-Jährige auf jeden Fall gefeiert. Und was feiert die Gemeinde?
"Unser Freibad wird 30", meint die Bürgermeisterin schmunzelnd, "das ist doch auch ein Fest wert."
Übrigens: Tagmersheim ist nicht die einzige Gemeinde, deren erste urkundliche Erwähnung auf eine Fälschung zurückgeht. Centa Büttner: "Da sind auch noch etliche andere betroffen." Nur haben's die mit der Wahrheit nicht so genau genommen - und trotzdem gefeiert.
|
|