Niederschrift über den Bau des Sportplatzes |
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Nach dem ich im Jahre 1960 zum 2. Vorstand des Sportverein Tagmersheim gewählt wurde, hatte ich nur noch einen Gedanken: "Wir brauchen einen neuen Sportplatz in der Nähe des Dorfes!" Mit diesen Gedanken befassten sich auch schon, meine Vorgänger.
Es war an einen Sonntag im Sommer 1960, ich war mit meinen Freunden auf der Suche nach einem geeigneten Gelände. Wir wanderten geradewegs zu der Steingrube. Hier einen Sportplatz zu bauen, schien uns fast unmöglich. Trotzdem schritten wir die Fläche, die wir benötigten ab und markierten sie.
Das Gelände hatte damals die Form laut Skizze:
Diesen Tag werde ich nie vergessen, denn als wir nach längerem hin und her weiter wanderten, bemerkte einer meiner Freunde, dass wir uns beim Abschreiten der gleichenden Wildnis unsere Kleidung mit Öl beschmiert hatten.
Im Sommer 1961 reichte ich über Herrn Parzefall Josef ein Gesuch an die Gemeinde ein, mit der Bitte, ob sie dieses Gelände dem Verein zur Verfügung stellen würden. Ich erhielt dann den Bescheid, dass sich der Gemeinderat vorerst nur zu einer Besichtigung bereiterklärt hat.
Die Gemeinde, die zur damaligen Zeit die Flurstraße in dieser Richtung baute, ließ durch den gleichen Ingenieur eine Kostenberechnung erstellen, die sich auf ca. 70.000,- DM belief.
Nach einem zweiten Gesuch an die Gemeinde trafen wir uns an einem Sonntag zur Besichtigung. Der größte Teil der Gemeinderäte schreckte vor einem Ausbau dieses Geländes zurück. Ich hörte sogar wie einige sagten: "Der ist ja verrückt, so etwas zu unternehmen!" Kur einer unter ihnen, es war Herr Parzefall Josef, bei ihm merkte ich, dass er fest überzeugt davon war, und er war auch weiterhin meine beste Hilfe für dieses Vorhaben. Nach einer längeren Diskussion willigten sie dann doch ein, dieses Gelände dem Verein zum Ausbau eines Sportplatzes zu geben. Der Bürgermeister sprach sogar von einer Kostenbeteiligung von 10.000,- DM im Höchstfall.
Als Nächstes ließ ich durch Herrn Josef Münsinger ein Kostenangebot über die Erdbewegung erstellen. Das Angebot belief sich auf ca. 20.000,- DM. Nun mussten wir handeln. Wir benötigten einen Lageplan und einen Pachtvertrag der Gemeinde für 50 Jahre. Dann reichten wir Anträge für Zuschüsse an alle uns bekannten Stellen ein. Das vorhandene Eigenkapital des Vereins betrug zur
Zeit 1.000,- DM.
Ich traf mich wöchentlich ein bis zweimal mit Herrn Parzefall, der über das Vorhaben so aktiv wurde, dass er sich als Mitglied in. den Verein aufnehmen ließ und den Schriftverkehr übernahm. Durch einen Zufall erfuhr ich durch einen Arbeitskollegen über Hilfen von amerikanischen Einheiten, dass mich auf den Gedanken brachte, die in Marxheim stationierten Übungseinheiten aufzusuchen.
Die Generalversammlung wählt mich am 12. 2. 1962 zum 1. Vorstand.
Am Dienstag, den 12. Juni 1962 abends 18.30 Uhr, fuhr mich Herr Franz Löffler mit seinem Auto in Bekleidung von Franz Neumeyer und Hermann Bittlmeier nach Marxheim. Etwas aufgeregt gingen wir in das Lager. Den Ersten, den wir trafen, war ein Schwarzer, der uns nur wenig verstand. Er schickte uns aber durch Handzeichen zu einem anderen Zelt. Dort hatten wir schon mehr Glück, denn wir bemerkten, dass auch Deutsche in der Einheit waren. Ihnen trugen wir unser Anliegen vor. Diese führten uns zum Zelt des Käptain, der gerade dabei war, seine Stiefel zu putzen. Ich erklärte ihm, dass wir eine Abordnung des Sportverein Tagmersheim seien, von einem Dorf, das hier in der Nahe liegt, und das wir einen Sportplatz bauen wollten, wozu uns jedoch die nötigen Geldmittel fehlten. Ich erinnere mich noch genau an seine Worte, die kurz gefasst waren: "Ja das haben wir schon öfters gemacht, wenn es sich machen lässt, helfen wir euch."
Er schickte uns dann weiter zu den beiden Raupenfahrern, die auch Deutsche waren. Sie zeigten uns die Raupe und versprachen ebenfalls zu helfen. Wir sagten ihnen zu, dass es an Essen und Trinken nicht fehlen würde und baten sie, so bald wie möglich zu kommen. Beim Verlassen der Einheit war mir leichter, denn ich hatte das sichere Gefühl, dass sie auch kommen würden. Und Sie kamen auch.
Am Samstag den 18. 8. 1962 war es dann soweit. Gegen 9.00 Uhr fuhr ein amerikanischer Tieflader den Schillerberg herunter. Er brachte uns die ersehnte Hilfe. Ich holte einige junge Sportler und wir konnten in kurzer Zeit die Markierungspunkte abstecken, wobei uns Herr Poisel Franz half. Die beiden Fahrer machten sich sogleich an die Arbeit. Sie blieben bis Dienstag, den 22. 8. und leisteten ein großes Stück Arbeit. Die Fahrer waren im Elternhaus des Eustach Helmer untergebracht. Am Mittwoch, den 23.08. fuhr die Einheit 85 94 nach Karlsruhe in die Kaserne zurück. Es war für uns ungewiss, ob und wann sie wieder kamen.
Ich versuchte es mit Herrn Parzefall bei einer .Einheit in Augsburg. Auch eine Abordnung des Gemeinderats versuchte es ein zweites Mal, aber ohne Erfolg, da diese Einheiten zu weit entfernt waren.
Die Sache geriet ins Ungewisse. Der Verein war gezwungen, um in den Genuss eines Zuschusses zu kommen, den Beitrag auf 10,- DM jährlich zu erhöhen. Das bewegte wiederum 18 Mitglieder zum Austritt.
Am 26.04.63 wendete sich wieder alles zum Guten. An diesem Tage kamen die Amerikaner zum zweiten Mal und blieben bis zum 8.05.63.
Die Erdbewegung war nun soweit fortgeschritten, dass man ersehen konnte was es werden sollte. Die Fahrer waren in der Gastwirtschaft Wörnitz einquartiert.
Die Gemeinde stellte einen Geldbetrag von 2.000,- DM zur Verfügung. Vom Landessportverband erhielten wir einen Zuschuss von 7.000,- DM. Vom BLSV Schwaben in Augsburg 3.200,- DM. Vom Landkreis Donauwörth 1000,- DM. Herr Riedelsheimer Jakob besorgte uns 500,- DM von der Gewerkschaft.
Da wir nun finanziell gesichert wären konnten wir auch die Firma Münsinger mit einer Raupe 29 Stunden arbeiten lassen. Am Donnerstag den 10. Oktober kamen die Amerikaner zum dritten Mal. In den drei Tagen, die sie blieben, erledigten sie den Rest der Planierarbeiten. Zum Übernachten hatten wir sie in der Gastwirtschaft Pfister untergebracht. Die Gemeinde zahlte an die Einheit einen Betrag von 300,- DM. Dem Verein kostete alles in allem 2350.- DM.
Von der Gutverwaltung bekamen wir ein Fass Diesel kostenlos.
Herr Köpf Jakob und Herr Litzl Johann gaben einige Ztr. Kartoffel für die Einheit.
Weitere Arbeiten mussten von Hand erledigt werden. Die Anböschungen rings um den Platz mussten in mühsamer Arbeit hergerichtet werden. Die Auffahrtsstraße wurde rolliert, eine Springgrube ausgegraben, eine Zugangstreppe betoniert und mit einem Schutzgeländer versehen, das die Firma Mayr Georg herstellte, zum Preis von 168,70 DM.
Bei der Firma Litzl kauften wir 250 m Maschenzaun, 78 Säulen, 18 Stützen und eine Ausgangstür zum Preis 2451,05 DM Davon schenkte er uns 100,- DM.
Das Aufstellen des Zaunes beanspruchte viele Arbeitsstunden. Für die Zuschauer stuften wir eine Art Tribüne ab. Es war Schwerstarbeit bei dem steinigen Boden.
In der Werkstatt des Herrn Heckel durften wir die Sitzbänke bauen.
Die Tore erstellte Herr Heckel zum Preis von 93,- DM, das Kantholz lieferte Herr Seifert für 116,- DM, er schenkte uns 16, - DM.
Im Frühjahr 1964 ließen wir Humus aus Staudheim durch die Fa. Münsinger anfahren und eingrädern, zum Preis von 7.500,- DM.
An Frau Kugler Rosa mussten 25,- DM für Beschädigung des Ackers gezahlt werden. Den Grassamen kauften wir bei der Raiffeisenkasse, Kostenpunkt 543,- DM, wovon uns 215,- DM nachgelassen wurden.
Eingesät wurde der Sportplatz im Mai 1964. Das trockene Wetter zwang uns, den Platz zu bespritzen, wobei es Schwierigkeiten gab. Einmal mit Herrn Knödl, weil wir aus seinem gepachteten Weiher Wasser entnahmen und dann noch, mit der Vorstandschaft der Feuerwehr, da wir alle neuen Schläuche benutzen mussten. Mit einem neuen Gesuch an die Gemeinde erreichte ich, das wir einen Wasseranschluss kostenlos am Sportplatz bekamen.
Ein Unwetter riss einige m3 Erdreich aus der Böschung heraus, das unter schweren Bedingungen wieder eingebaut werden musste. Die Umkleidekabine wurde am alten Sportplatz abgerissen und
an seinem jetzigen Platz neu erstellt. Das Sportheim welches Herr Parzefall und ich schon im Jahre 1965 planten, besorgte uns zusätzlich neue Arbeiten. Wir fuhren deswegen einmal nach München und einige Male nach Donauwörth. Die Gemeinde stellte uns das Bauholz zur Verfügung. Wir mussten es entrinden und ins Sägewerk fahren, von dort wieder abholen und stapeln. Bei diesen Arbeiten hat sich Herr Kraus Jakob verdient gemacht.
Zu all diesen Arbeiten musste ich mich Sonntag für Sonntag um den Spielbetrieb kümmern und des Öfteren als elfter Spieler einspringen. Meine größte Hilfe, Herr Parzefall, starb am 11.03.1966.
Am 15.08.1966 war ich dann am Ende meines Idealismus.
Ich erklärte durch einen Aushang im Sportkasten meinen Rücktritt.
All denen, die von 1952 bis 1966 so manche Stunden kostenlos zum Wohle des Vereins an diesem Projekt mitgeholfen haben, mochte ich von Herzen danken.
Euer damaliger Vorstand
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